Gaststätten und Freizeiteinrichtungen, Schulen, Kitas und Kindergärten: geschlossen! Fußballspiele: abgesagt! Aufstellung des Maibaums: findet nicht statt! Käfertreffen im Juni: gestrichen! Kein Gäubodenvolksfest in Straubing, keine Wiesn in München, kein Gillamoos in Abensberg! Die Corona-Pandemie hat Folgen, die Seuche hat den vertrauten Lebensrhythmus und die Verhaltensformen erheblich verändert. Entschleunigung statt Hochgeschwindigkeit ist die Devise! Nach einigen Wochen strenger Einschränkungen bei der Bewegungs- und Begegnungsfreiheit zeichnet sich aber allmählich ein Lichtschimmer am Ende des dunklen Tunnels an. Ab Montag können Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis 800 Quadratmeter unter strengen Auflagen wie Mundschutz und Einhaltung des Sicherheitsabstands wieder ihren Betrieb aufnehmen. Wie hat der Werbekreis, der dem Verzicht auf Veranstaltungen mit der Absage der Osteraktion und des Maimarktes entsprochen hat, die Tage und Wochen während der Corona-Krise erlebt? Fragen an die Vorsitzende Elke Weichser.
Auf die Plätze! Der Neustart kann mit angezogener Handbremse beginnen. Ein gutes Gefühl? Reine Freude? Oder überwiegen doch noch die Bedenken in der Hinsicht, dass eine zweite Welle der Corona-Krankheit entstehen könnte?
Elke Weichser: Natürlich freuen wir uns erst einmal, wieder aktiv zu werden und für unsere Kunden da sein zu dürfen, wenngleich zu anderen, ungewohnten Bedingungen. Wir haben alle die notwendigen Hygienevorkehrungen getroffen und uns auf die Anweisungen eingestellt. Wenn alle die erforderlichen Hygienevorschriften beachten und einhalten, dann sind gute Voraussetzungen dafür geschaffen, eine zweite Welle dieser schrecklichen Krankheit zu verhindern. Ein Rückfall, eine erneute Schließung der Geschäfte wäre für den stationären Einzelhandel allerdings fatal. Jetzt sind wir aber gut beraten, zuversichtlich zu sein. Man wird sehen, wie sich die Situation weiter entwickelt. Es gibt eben keine Erfahrungswerte.
Gesundheit vor Geschäft! Sicherheit vor Risiko! Waren Ihrer Ansicht die strengen Bestimmungen der Bundes- und Staatsregierung die richtige Strategie im Kampf gegen die Pandemie berechtigt? Waren die Schutzmaßnahmen in diesem Umfang und in dieser Schärfe verhältnismäßig und zielführend?
Elke Weichser: Dieser Showdown, der ja nicht nur die Bundesrepublik getroffen hat, sondern beinahe die ganze Welt, war zwar bitter und schmerzhaft, aber im Hinblick auf die Eindämmung der Krankheit dennoch unumgänglich. Ich persönlich fühle mich dank des klaren Fahrplans unseres Ministerpräsidenten Markus Söder sicher durch diese bedrückende Zeit der Pandemie geführt. Dieser Standpunkt verbindet sich nur mit der Einschränkung, dass es sinnvoll gewesen wäre, nicht nur dem Handel, sondern auch der Gastronomie mit entsprechenden Auflagen die Öffnung zu erlauben.
Wie haben die Kunden diese drastischen Einschränkungen aufgenommen? Haben sie Verständnis gezeigt oder eher mit Unmut reagiert?
Elke Weichser: Die Kunden haben zum großen Teil mit erkennbarer Betroffenheit auf die allgemeinen Geschäftsschließungen reagiert. Immer wieder kamen Fragen, wann denn die Geschäfte endlich wieder aufmachen dürfen. Zum Leben eines Ortes gehören offene Geschäfte nun mal maßgeblich dazu. Unmut und Ärger war bei den Kunden nicht festzustellen, weil eine Einsicht im Vordergrund stand: Wir alle sitzen in einem Boot! In erster Linie geht es um um die Gesundheit, um das Wohl der Bevölkerung.
Gerade die kleinen Familienbetriebe sind mit einer völlig neuen und gänzlich unbekannten Situation konfrontiert worden. Eine ganze Reihe von Mitgliedern des Werbekreises hat schnell gehandelt und einen Bestellungs- und Lieferservice ermöglicht. Hat sich dieses Engagement gelohnt?
Elke Weichser: Der Ideenreichtum war erstaunlich. Viele Geschäftsleute haben mit ihren Aktionen bestätigt, was unter schwierigen Umständen möglich ist. Gelohnt haben sich die Bemühungen allein deshalb, um in Kontakt mit den Kunden zu bleiben und weil der Geschäftsbetrieb nicht vollständig auf den Nullpunkt runtergefahren werden musste. Wir hatten zum Beispiel eine Packstation vor dem Geschäft, an der der Kunde kontaktlos eine vorbereitete Tasche zur Auswahl mit nach Hause nehmen konnte. Außerdem war es immer angenehm, wenn mit den Menschen quasi über dem Gartenzaun ein kurzer Plausch führen zu können. Wir haben, auch das eine positive Erfahrung, großen Zuspruch und viele kleine Aufmerksamkeiten für den Service erfahren. Alles in allem waren es schon sehr emotionale Wochen, trotz aller Einschränkungen und Belastungen.
Wie geht es jetzt beim Werbekreis weiter? Welche Verstaltungen und Aktionen sind geplant?
Elke Weichser: Die geplanten Aktionen für das erste Halbjahr sind erst einmal vollständig abgesagt worden. Ob oder in welchem Umfang es im Oktober einen Markt geben wird, lässt sich aus heutiger Sicht noch nicht sagen. Alle weiteren Initiativen hängen von den weiteren staatlichen Entscheidungen ab und vom Fortschritt bei der Bewältigung der Krise. Es bleibt abzuwarten, wie sich die momentanen Ausgangsbeschränkungen und das Versammlungsverbot verändern werden. Sobald sich Perspektiven für Veranstaltungen ergeben, werden wir die Planungen selbstverständlich wieder aufnehmen. Damit ist auf alle Fälle zu rechnen.
Vielen Dank für das Gespräch.