Quod erat demonstrandum, würde der Lateiner versichern: Was zu beweisen war! Sie haben nichts verlernt, gar nichts. Sie hören sich wunderbar an, echt erstklassig, als ob die Zeit keine Spuren hinterlassen hätte und nicht die Distanz von vier Jahrzehnten zwischen Vergangenheit und Gegenwart lägen, als würden sie noch immer regelmäßig auf der Bühne und im Einklang mit ihrem Publikum stehen, als wären sie erst gestern mit einem Koffer voller Lieder, die jeder kennt und mag, durch den Freistaat gezogen. „D´Sandler“, die das Bürgerfest am Sonntag mit einer kräftigen Note Nostalgie aufgewertet haben, sind fit, tadellos in Form und auf Draht; sie sind nach wie vor Feuer und Flamme für die Melodien, die sie auf ihrem Lebensweg begleitet haben - wie gehabt und früher so oft live erlebt.
Gut: Aus den blutjungen Burschen von einst, die Ende der siebziger Jahre mit ihrer konsequenten Oberkrainer-Orientierung viele Freunde gewonnen und sich am Markplatz der gefragten Gruppen behauptet hatten, sind gestandene Herrschaften geworden, angehende Veteranen mit grauem Haar, unübersehbaren Falten und absehbaren Rentenansprüchen, respektable Jungsenioren im besten Alter, die sich – erstaunlich genug – ihre Qualitäten, ihre musikalische Vitalität und Souveränität , vor allem aber ihre aufrichtige Freude am Spiel und an den Klassikern bayerisch-böhmischer Klangkultur erhalten haben. Diese spürbare Freude, von der jeder Ton profitiert, können sie immer noch vermitteln. Die versammelte Gemeinde, die an diesem späten Nachmittag einen ziemlich großen Umfang erreichte, befand sich sofort und ständig im Sog der „Sandler“.
Franz „Vere“ Härtl, anno 1978/79 Chefstratege bei der Gründung des Wörther Quintetts, selbstständiger Fliesenleger, bald runde 60 und trotzdem aktiv wie eh und je (auch bei der Blaskapelle Menzl), hat im Bund mit Bürgermeister Anton Rothfischer das Comeback ermöglicht. Schwer war es nicht, die ehemaligen Kameraden für die Wiedervereinigung zu gewinnen: als da wären die Ur-Sandler Hans Piendl, 55 und erfolgreicher Busunternehmer, sowie Hermann Leiderer, 58, Doktor der Physik beim Conti-Konzern und schon lange Vorsitzender des SV Wiesent; Sandler mit Leib und Seele sind nicht minder Thomas Rupprecht, Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik in Bogen, mit 51 „Youngster“ der „Oldtimer“-Truppe, und Alfred Köbler, Bezirkskaminkehrermeister, Stadtrat und Beinahe-Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler in seiner neuen Heimatstadt Freyung. Sie waren Mannschaftsmitglieder der zweiten Garnitur. Der Hauptmann musste seine einstigen Partner weder lange bitten noch ihr Interesse nachhaltig wecken. Klarer Fall: Gemeinschaftssinn ist Ehrensache!
Mittendrin waren beim Aufbruch in die Zukunft Georg Ebner und „Luck“ Beutl, der im letzten Abschnitt des Auftritts – mit entsprechendem Beifall bedacht – die Trompete in die Hände nahm und das Team verstärkte. Die gesangliche Förderung gestattete Vere Härtl der engen Freundschaft wegen dem Bürgermeister, zumal der Abstand zwischen ihren Geburtstagen im Juli 1959 ziemlich kurz war. Das verbindet - wie der Bezug zu Bestsellern. Anton Rothfischer jodelte wie einst Schlagerstar Peter Hinnen: „Siebentausend Rinder, Kinder, Kinder, Kinder...!“ Nach dem Applaus zu urteilen, war das Ergebnis des Vortrags gar nicht mal so übel.
Sicher: Für „d´Sandler“, deren aktuelle Formation mit Rock´n´Roll und Pop-Klassikern stilistisch einer etwas anderen Richtung folgt, reicht das Prädikat „passabel und akzeptabel“ mitnichten. Sie waren schlicht und einfach eine Schau. Ihr Heimspiel war der Hit, der Trumpf im Ärmel der Bürgerfest-Organisatoren. Der Funke sprang blitzschnell über auf die begeisterte Gemeinde, die mitgesungen, mitgemacht und sogar das Tanzbein geschwungen hat. Und immer wieder dankbarer Beifall, mehrmals Zeichen der Anerkennung für Evergreens wie „Die Gamserl schwarz und weiß“ oder „Auf der Autobahn“.
Alle Besucher empfanden diese frohe Stunde als Geschenk, für die Band war die Rückkehr zu den Wurzeln ein bewegender und berührender Moment, eine großartige Referenz an vergangene Zeiten und gemeinsame Erlebnisse, die eigentlich eine Wiederholung empfiehlt. Vere Härtl verabschiedete sich zumindest mit dem üblichen Gruß: „Bis zum nächsten Mal...!“ Ob da der Wunsch nicht Vater des Gedankens ist? Zumindest sollte der Titel eines Liedes immer Richtlinie, Orientierung und Lebensziel bleiben: „Oiwei lustig, frisch und munter!“